Nihad Moufadil
Der Unterschied war gewaltig, als Nihad Moufadil nach zehn Jahren wieder in ihre Heimatstadt Offenbach zurückkehrte. 2005 hatte sie die Stadt für ihr Studium in Kassel verlassen, danach ein Jahr in Addis Abeba gelebt, und auf einmal war in Offenbach das Mainufer belebt, der Wilhelmsplatz kein hässlicher Parkplatz mehr und die Stadt, aus der sie kam, galt als cool und hip. Moufadil, die heute 31 Jahr alt ist, fragte sich: Wie konnte das gehen, in einer Stadt, die notorisch klamm ist? Inzwischen arbeitet die Landschaftsplanerin beim Quartiersmanagement der Stadt und glaubt, eine Antwort gefunden zu haben:
In Offenbach packen die Leute an, und niemand hält sie davon ab – jedenfalls dann nicht, wenn es nichts kostet.
Ein Beispiel: Es ist erst ein paar Monate her, dass ein Mann zu Moufadil und ihren Kollegen in eines der Stadtteilbüros kam und fragte, ob er nicht auf öffentlichen Flächen Gemüse anbauen dürfe. Jetzt realisiert Moufadil das Projekt „Essbare Stadt“. Sie und ihre Kollegen haben schon Partner gefunden und Flächen – anderswo hätte das ewig gedauert. Eine Kleinigkeit vielleicht, aber weil es in den vergangenen Jahren viele dieser Offenbacher Kleinigkeiten gab, muss sich Moufadil nicht mehr rechtfertigen für ihre Heimatstadt. „Ich habe früher immer schon dagegen gehalten, wenn einer einen Offenbach-Witz gemacht hat“, sagt sie, die als Kind marokkanischer Einwanderer im Offenbacher Nordend aufgewachsen ist, einem Stadtteil, der jahrzehntelang selbst innerhalb einer von ihrem Image gebeutelten Stadt einen schlechten Ruf hatte. Heute, wenn Moufadil Freunde aus Berlin oder Hamburg durch das Quartier führt, sagen die anerkennend: