DAS IS JA DER HUMMER
An Samstagen wird Osman Göverim zum Bösewicht, um Gutes zu tun. Er steigt in die weiße Uniform und setzt sich den Helm auf. Jetzt ist er zwar nicht mehr zu erkennen, sein Schnurrbart ist verschwunden und die freundlichen Augen, dafür kennt ihn nun aber jedes Kind: In seinem originalgetreuen Kostüm ist Göverim zum Stormtrooper geworden. Die Soldaten stehen in der Star-Wars-Saga zwar auf der dunklen Seite der Macht, aber in Offenbach schenken Göverim und seine Freunde als solche verkleidet schwer kranken Kindern in Hospizen ein paar frohe Stunden. Osman Göverim, vierundvierzig Jahre alt, Cafébesitzer, ist ein Offenbacher Urgestein und einer, von dem es hier keinen zweiten gibt. Nicht nur, weil er sozial engagierter Star-Wars-Fan ist und sein Café nahe dem Marktplatz mit Bildern, Masken und Figuren aus den Filmen schmückt. Nicht nur weil er nebenan in einer Garage einen Hummer stehen hat, der sechsundzwanzig Liter Benzin auf hundert Kilometer verbraucht und mit dem Göverim jedes Jahr höchstes fünftausend Kilometer fährt, die meisten davon durch Schlamm und Geröll.
Er hat nebenher auch noch Zeit, seine Stadt zu retten. Ein bisschen jedenfalls.
Die Straße, in der Göverim vor rund zehn Jahren seine „Nerd Cantina“ eröffnet hat, war lange ein Schandfleck der Stadt. Die Laden wechselten schnell, viele davon waren irgendwie zwielichtig. Jetzt setzt sich Göverim in einer Interessengemeinschaft für die Aufwertung der Straße ein. Für ihn fängt das damit an, selbst den Bürgermeister anzuhalten, wenn der morgens an seinem Café vorbeiradelt. „Das ist eine Fußgängerzone“, betont Göverim. Und er lebt davon, dass die Leute hier vorbeilaufen und sich einen Kaffee holen oder einen Schaumkuss im Brötchen. Dabei war sein Café anfangs eine Notlösung. Göverim hatte lange als Druckvorlagenhersteller gearbeitet, zuletzt leitete er beim ADAC die Abteilung, welche die Landkarten und Reiseführer herstellte. Von heute auf morgen wurde der Standort in Bad Soden geschlossen. Göverim nahm sich ein Herz und eröffnete in den Räumen des ehemaligen Blumenladens seines Vaters das Café. Dass er der Enkelsohn türkischer Einwanderer ist, von stolzen Istanbulern abstammt, hat Göverim seinen Worten zufolge weder in der Schule noch bei der Karriere geschadet. In der Schule hatte er mehr damit zu kämpfen, dass er das Lernen nicht mochte, und heute, da fällt ihm seine Herkunft hächstens dann auf, wenn er sich ein Schweineschnitzel mit Bier bestellt. Denn dann, sagt er, gucken die Leute komisch.