Pappe satt: Kartonagen Kaiser
In der Kartonagen Fabrikation im Hinterhof ist die Zeit stehen geblieben. Und das ist gut so. In der 200 Quadratmeter großen Halle stehen überall verstreut alte, grünlackierte Maschinen aus den 20ern bis 60ern, denen Ronald Kaiser zu einem langen Leben verhilft. Seit der Nachkriegszeit führte zunächst sein Onkel, dann ab 1996 er selber die Kartonagen Fabrikation, die ursprünglich vor allem ein Zulieferer für die Lederwarenindustrie war. Denn das Leder wollte – wie eigentlich alles – praktisch und hübsch verpackt werden. Noch heute zeugen bedruckte Kartonreste mit alten Handwerker- und Gerbereimotiven, die sich in der Halle finden, von dieser Zeit.
Kartons vor allem anderen zunächst praktisch
Kaisers Kartonagen haben alle eines gemeinsam: sie sind rechteckig. Hier geht es also um den Prototyp von Karton, der aus zwei Teilen samt Stülpdeckel besteht. Entweder in grau oder weiß / schwarz bedruckt. Schlicht und irgendwie ergreifend, denn solche Exemplare gibt es im üblichen Handel gar nicht mehr. Für Ronald Kaiser sind Kartons vor allem anderen zunächst „praktisch“ und fast hätte er demonstriert, dass man sich ohne weiteres draufstellen kann, sie also viel aushalten...
Die große Flachheftmaschine wird manuell betrieben und zieht, trennt die Heftklammern von einer Drahtspule und drückt sie in den Karton. Am Ende bleiben die Heftklammern sichtbar und erzählen von der Handarbeit und der Leidenschaft mit der Kaiser die Maschinen pflegt und ständig wartet.
Überall liegt eine dünne Staubschicht von der Arbeit mit dem Recycling Graukarton aus dem Schwarzwald, den es in verschiedenen Stärken gibt. Im Lager türmen sich die verschiedenen Papiere meterhoch. Die Kartons können in Wunschgrößen bis zu 30 cm hoch und 80 cm Länge an den Maschinen hergestellt werden und dienen vor allem der Verpackung und Konfektionierung zum Beispiel von Fotos, Künstlerpostkarten (der Karton ist PH-neutral), Unternehmenspräsenten bis hin zu Pâtisserie Produkten oder ganzen Autoreifen.
Individuelle Einzelanfertigungen produzieren und Auflagen bis zu 15.000 Stück
Die Fabrikation kann individuelle Einzelanfertigungen produzieren und Auflagen bis zu 15.000 Stück realisieren, wobei Kaiser und seine Mitarbeiterin dann schon mal mehrere Wochen mit einem Großauftrag beschäftigt sind.
In der mintgrün gestrichenen Halle findet man sich in einer anderen Zeit wieder, sitzt an einem alten Linoleumtisch und lauscht einem alten Radio. Wer vorbeischauen will um den Auftrag persönlich zu besprechen, der sollte vorher einen Termin machen, denn häufig liefert Ronald Kaiser seine Produkte persönlich aus.