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Giuseppe Morleo: Gastrokinner im Schwergewicht

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Als Giuseppe Morleo das erste Mal mit seiner jetzigen Frau verabredet war, reichte er ihr die Cocktailbibel von Barlegende Charles Schumann über den Tisch und fragte: „Kannste mich mal nach den Zutaten abfragen?“ Wahrscheinlich kann nur so einem gelingen, was die meisten in Offenbach für Wahnsinn gehalten haben:

An einem einzigen Platz, dem Wilhelmsplatz im Zentrum, nach und nach vier Restaurants zu eröffnen.

Morleo führte eines nach dem anderen zum Erfolg. Noch immer ist er, der am ehemaligen Hafen der Stadt ein fünftes Restaurant betreibt und eines seiner Häuser im Zentrum inzwischen zur Bar gemacht hat, jeden Tag in all seinen Läden. Vom Auto aus koordiniert er dazwischen den Betrieb, seine Restaurantleiter haben freie Hand. Im „Morleos“ aber, dem ersten Haus, das der Gastronom vor knapp 20 Jahren in Offenbach aufmachte, entscheidet er alles selbst. „Habt ihr die Folie für die Lampe noch?“, fragt Morleo jetzt seine Mitarbeiterin. Das ist dem Chef sofort aufgefallen: Eine der Lampen an der Wand strahlt kühler als die anderen. Das Leuchtmittel wurde ausgetauscht, und noch fehlt die Folie, die für die richtige Lichtfarbe sorgt. Morleos Eltern sind vor mehr als 40 Jahren aus Italien nach Frankfurt gekommen; er ist im Gallusviertel aufgewachsen. Er ließ sich zum Karosseriebauer ausbilden, arbeitete als Türsteher. Sein Glück aber fand er erst in den Szenebars der Stadt, in denen er sich als Barkeeper einen Namen machte. Als Morleo Mitte der Neunzigerjahre in die Nachbarstadt zog, wusste er gleich: Er und die Offenbacher, das passt. „Man kann sich hier unterhalten, ohne gleich im zweiten Satz darüber zu sprechen, was man beruflich macht“, sagt er. Mit dem Vorstand der Stadtsparkasse war Morleo schon ein halbes Jahr lang befreundet, bevor er erfuhr, womit der Mann sein Geld verdient. Im „Tafelspitz & Söhne“, einem von Morleos Häusern am Wilhelmsplatz, sitzen sie alle zusammen:

Rapper, Manager, vorne isst ein alter Mann, daneben toben Kinder.

Morleo beschäftigt 140 Mitarbeiter aus 17 Nationen. Der Truppe ist es zu verdanken, dass zum Essen jetzt durchaus mal nach Offenbach fährt, wer bisher die Restaurants in Frankfurt oder Mainz bevorzugte. Woher er die Kraft für all das nimmt? „MMA“, sagt Morleo da, die Abkürzung steht für die Kampfsportart Mixed Martial Arts. Jede Woche trainiert der Gastronom zehn Stunden lang, häufig früh am Morgen vor der Arbeit. „Das hält mich am Leben“, sagt er.


Denise Peikert, Journalistin
Photos: Jessica Schäfer, 2016

Diese tollen Texte und wunderbaren Bilder sind im Rahmen der Making Heimat (Link: http://www.makingheimat.de/) Ausstellung entstanden. Unser Dank gilt dem DAM Deutschen Architektur Museum.