Ein Kontinent der Ideen: Der Ostpol
Die Stadt Offenbach, HfG und IHK haben mit dem Ostpol° in der Hermann-Steinhäuser-Straße im Mathildenviertel einen Ort für Ideen geschaffen. Hier finden nicht nur Unternehmensgründer Raum für Büros und Ateliers, sondern auch Studierende günstigen Wohnraum und ein gutes Netzwerk im kreativen Umfeld. Die HfG-Studentin Jan Yun aus Südkorea ist eine von ihnen.
Vielfalt, gelebte Integration, Kreativität und jede Menge Potenzial – das traditionsreiche ehemalige Arbeiterviertel rund um den Mathildenplatz ist im Wandel begriffen und bietet über 50 Nationen sowie vielen jungen Menschen Wohn- und Freiraum. Mitten drin: der Gründercampus Ostpol° mit seinen Büros, Studentenwohnungen, Veranstaltungsräumen und Beratungsangeboten für Existenzgründer. Dass der Main samt Wiesen, Radweg & Kultur nur einen Katzensprung weit entfernt liegt, macht das zentrumsnahe Mathildenviertel zu einem Geheimstar unter den „Zuhauseanbietern“.
Im 3. und 4. Stockwerk des Ostpols liegen Studentenwohnungen, in den anderen Etagen befinden sich neben Seminarräumen der HfG-Dependance und der Hessischen Film- und Medienakademie die erwähnten Büro- und Atelierräume. Außerdem gibt es eine Rezeption und das Büro des Hausmeisters. Der ist „unersetzbar und eigentlich immer erreichbar“, versichert mir Jan Yun beim Besuch in ihrem 1-Zimmer-Reich, in dem alles Platz hat, was man in einem kleinen, unabhängigen Zuhause – für relativ kleines Geld – so braucht: Kochnische, Minibadezimmer und Wohnraum mit wandbreitem Fenster zum Hof. Das steht an diesem Nachmittag sperrangelweit offen und zeigt wie bei Hitchcock eine Miniatur an Welt & Leben – allerdings keine mörderische, sondern eine Idylle: ein paar schiefe Töne kommen aus dem Fenster der Jugendmusikschule, Menschen mit Instrumenten durchqueren den Hof, und auf dem danebenliegenden Schulhof rennen Kinder um die Wette.
Jan Yun steht am geöffneten Fenster. „Für eine Person ist es hier genau richtig, und ich kann zu Fuß zur HfG oder auf den Markt gehen. Alles ist ganz nah“, erklärt sie. Das Zimmer ist für Jan Yun nicht nur Schlafplatz oder Parkmöglichkeit von Habseligkeiten. Sie arbeitet hier auch für ihr Studium, malt oder skizziert und kocht fast täglich koreanisch. „Viel mit Reis, Kräutern, trockenem Seetang und ganz viele Suppen, ich liebe koreanisches Essen“, erklärt sie. Wenn sie mal nicht selbst kochen mag, dann geht sie gerne auf den Wochenmarkt. „Die selbst gemachten Frühlingsrollen von Duc dort sind lecker“, schwärmt sie. Dass das Leben in der Stadt und die Studentenwohnung hier nicht so teuer wie in anderen Städten sind, war neben der HfG einer der Hauptgründe für den Weg nach OF. Nach Stationen in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt ist sie nun seit einem Jahr hier. Visuelle Kommunikation studiert sie, das Grundstudium ist grade beendet und sie sucht aktuell nach den Schwerpunkten fürs Hauptstudium. Die gehen – so viel ist klar – in Richtung Textil, Stoffe, Muster und auch Malen und Zeichnen. Das spiegeln die Wände ihres Miniapartments wider: Tusche- und Kreidezeichnungen, Skizzen, Musterspielereien und Fotos. Dazwischen das von ihr gezeichnete Filmplakat von Wong Kar-Wais In the Mood for Love. Toller Film. Und einer ihrer Lieblingsfilme, in dem es unter anderem um Suppen, Kochen, Liebe und Suppenküchen geht.
Wunderbar bemalt oder gestaltet sind übrigens auch die Flurwände der beiden Wohnstockwerke im Ostpol. Viele der Studenten haben kleine, gezeichnete Nachrichten, Statements oder Bilder vor der Tür hängen. Ganze Wandstücke sind bemalt – von floralen Motiven über Filzstift-Fluxus bis zum Comic oder zur Palmen-Fototapete. Insgesamt wohnen im Ostpol um die 40 StudentInnen. Nicht zwangsläufig begegnet man da allen oder kennt sie gar. Aber Jan Yun hat hier noch drei andere Südkoreanerinnen kennengelernt, die wie sie an der HfG studieren. Auch Studenten von der Frankfurt School of Finance haben den Ostpol zum Wohnen entdeckt, studieren aber im Frankfurter Osten.
Infos zu den Studentenwohnungen bekommt man über die HfG oder über die Gemeinnützige Baugesellschaft (GBO), die die Immobilie verwaltet.
Wie und wo es für Jan Yun nach dem Hauptstudium weitergehen wird, ist noch offen. Bis dahin ist sie im Ostpol°zum Wohnen, Studieren und vielleicht Existenzgründen bestens aufgehoben und beraten. Nach Feierabend kann sie die Stadt & ihr Wohnviertel erobern: zum Beispiel zum Kulturzentrum in der Sandgasse gehen oder am Mainufer entlang, vorbei am Kulturprojekt Waggon, bis zum neuen Hafen2-Standort. Vielleicht läuft im Hafenkino ja ein Wong-Kar-Wai-Film.